“Wir haben einen Gemischtwarenladen” – so beschreiben nicht selten Familienunternehmer und Familienunternehmerinnen ihr Unternehmen. Denn in der Tat verfolgen insbesondere die größeren und älteren Unternehmerfamilien häufig nicht nur ein einziges Geschäftsmodell, sondern sie besitzen diversifizierte Unternehmen in verschiedensten Branchen und Märkten und streuen damit das Risiko.
Bisher wird in der Forschung und auch in der Praxis in der Regel einfach von DEM Familienunternehmen gesprochen, ohne diesbezüglich zu differenzieren.
Vorliegende Publikation unterscheidet nun erstmals und richtigerweise. Sie trennt die Unternehmerfamilien, die ein Kerngeschäft verfolgen, von denen, die mehrere unterschiedliche (Beteiligungen an) Unternehmen besitzen. John Learmonth und Heinrich Liechtenstein tun damit eine Wissenslücke auf. Doch dabei bleiben sie natürlich nicht stehen. Sie untersuchen großzahlig und europaweit Familienunternehmen bzw. Unternehmerfamilien, die ein differenziertes Unternehmen besitzen. Über diese quantitative Studie hinaus führen sie auch vier Tiefenstudien über vier FICs (Family Investment Company, wie sie diese Gemischtwarenläden nennen) aus vier verschiedenen europäischen Ländern durch und geben damit wichtige und wesentliche Einblicke. Am Ende leiten sie faszinierende Erkenntnisse ab und formulieren aus der Zusammenschau ihrer qualitativen wie quantitativen Studien die Bedingungen und Herausforderungen der Family Investment Company. Ihre genauen Beschreibungen stellen indirekt Handlungsimplikationen für Unternehmerfamilien dar, die entweder bereits ein diversifiziertes Unternehmen besitzen bzw. die an der Schwelle stehen, ihr eindimensionales Unternehmen zu diversifizieren.
Der Report kommt formal eher unwissenschaftlich daher. Er ist durch den Zweispaltensatz gut und schnell zu lesen und durch die farbliche Gestaltung angenehm und rasch durchschaubar strukturiert. Trotzdem ist in der Regel sauber und nachvollziehbar gearbeitet.
Dieser Report sei allen Unternehmerfamilien empfohlen, die nicht alle Eier in einen Korb legen (wollen).
Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert