In diesem anschaulich und gut geschriebenen Buch wird die in der Familienunternehmensforschung so beliebte best-practice-Methode quasi auf den Kopf gestellt. Steffen Großmann untersucht nämlich die worst-practice und wagt sich damit an das Tabu-Thema des Untergangs von Familienunternehmen.
Worum geht es? Es ist mittlerweile wissenschaftlicher Konsens, dass das System Familienunternehmen nur dann gut funktioniert, wenn sein systemimmanentes Konfliktpotential geschickt balanciert wird. Die Untersuchung zeigt nun, dass die in Familienunternehmen latent vorhandenen und sorgsam beherrschten Konflikte offensichtlich immer dann manifest werden, wenn ein bestimmtes Ereignis die stabile Struktur verändert und diese damit aus dem Gleichgewicht bringt.
Obwohl Steffen Großmann seine Fallstudien theoretisch fundiert und in Modelle gießt, bleibt sein Ziel trotzdem praxisorientiert. Er gibt nämlich mit seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen Familienunternehmen die Möglichkeit, aus den Fehlern anderer zu lernen und die wiederkehrenden und typischen Muster zu erkennen, um diesen dann, so sie denn im eigenen Unternehmen oder in der eigenen Familie auftauchen sollten, gegensteuern zu können.
Da kein Familienunternehmen und keine Unternehmerfamilie in seiner bzw. ihrer Entwicklung vor Bruchpunkten gefeit ist, die das gesamte System Familienunternehmen von einem stabilen Zustand in einen höchst fragilen verändern können, sei diese Publikation allen Stakeholdern von Familienunternehmerfamilien empfohlen.
Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert