Jahresabschlussbericht

Im Jahresabschlussbericht(1) wird Auskunft über den Erfolg bzw. Misserfolg eines Unternehmens gegeben. Seine Funktion ist erstens, über die wirtschaftliche Lage zu informieren, und zweitens, eine Bemessungsgrundlage für die Steuerberechnung und die Gewinnverteilung (→ Ausschüttung) zur Verfügung zu stellen.
Ein Jahresabschlussbericht besteht in der Regel aus einer Gewinn- und Verlustrechnung (G&V) und einer Bilanz; gegebenenfalls enthält er noch einen Lagebericht und andere Anhänge über Details. Er wird meist entweder nach HGB, IFRS oder US-GAAP erstellt.
Die G&V gibt Auskunft über den Unternehmenserfolg, also wie viel ein Unternehmen in einem bestimmten Zeitraum (in der Regel während eines Geschäftsjahres) erwirtschaftet hat.
Die Bilanz zeigt hingegen die Vermögenswerte des Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt (in der Regel am Ende eines Geschäftsjahrs). Sie kann allerdings ebenfalls indirekt über die wirtschaftliche Leistungskraft Auskunft geben, wenn man die Bilanzpositionen von zwei (um ein Geschäftsjahr) auseinanderliegenden Stichtagen miteinander vergleicht.
G&V
Die Gewinn- und Verlustrechnung enthält eine Gegenüberstellung aller Unternehmenseinnahmen (Umsätze) und aller Unternehmensausgaben (Aufwendungen) innerhalb eines Geschäftsjahres. Es gibt unterschiedliche Strukturierungen(2). In einer G&V werden in der Regel folgende Positionen aufgeführt:

Bilanz
Die Bilanz enthält eine Gegenüberstellung der Aktiva und Passiva zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt. Unter den Aktiva wird das gesamte Firmenvermögen ausgewiesen, während die Passiva-Seite zeigt, wie die Vermögensgegenstände bezahlt wurden. Beide Seiten müssen immer dieselbe Höhe ausweisen bzw. ausgeglichen sein; d.h. es darf kein Vermögen geben, das nicht bezahlt wurde (bzw. niemandem gehört) oder umgekehrt muss für Ausgaben auf der anderen Seite ein Vermögenswert erworben worden sein (sonst hätte eine Unterschlagung stattgefunden).
Die Bilanz dient zum einen der Dokumentation des vorhanden Unternehmenswerts und zum anderen durch den Vergleich von zwei Zeitpunkten dem Erkennen der Wertveränderung (Wertsteigerung oder Wertverlust). In der Bilanz werden in der Regel folgende Positionen aufgeführt:
Anlagevermögen (längerfristig einsetzbare Wirtschaftsgüter)
Umlaufvermögen (kurzfristig vorhandene Wirtschaftsgüter)
Eigenkapital (langfristig und voll haftend vom Eigentümer zur Verfügung gestellt)
Fremdkapital (Verbindlichkeiten, nicht haftend, meist kurzfristig, häufig von Externen zur Verfügung gestellt)
ggf. Rückstellungen (bereits zugesicherte bzw. mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwartende finanzielle Verpflichtungen, die erst später konkret werden)
ggf. Rechnungsabgrenzungsposten (Einnahmen oder Ausgaben vor dem Stichtag, die eine Leistung nach dem Stichtag bezahlen)
ggf. latente (zu erwartende) Steuern
ggf. nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag
Bilanzsumme


Nicht jede Position in einer G&V und einer Bilanz ist eine feste Größe. Es gibt (legale) Spielräume, um beispielsweise den ausgewiesenen Gewinn zu minimieren (z. B. um Steuern einzusparen) oder zu erhöhen (z. B. um gewünschte Ausschüttungen zu realisieren), indem beispielsweise die Lagerbestandsbewertungsgrundlage angepasst wird, Sonderabschreibungen vorgenommen oder Rückstellungen eingebracht oder aufgelöst werden.
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(1) Durch den bewussten Verzicht auf Fachvokabular und durch die gewählte Begrifflichkeit des normalen Sprachgebrauchs ergeben sich teilweise leichte Unschärfen. Diese werden zugunsten der besseren Verständlich- und Darstellbarkeit der Zusammenhänge in Kauf genommen. Sofern Fachbegriffe verwendet werden, sind diese erklärt.
(2) Eine G&V kann nach dem sog. Gesamtkostenverfahren strukturiert sein oder nach dem Umsatzkostenverfahren. Beim Gesamtkostenverfahren werden alle Einnahmen allen Ausgaben gegenübergestellt, während beim Umsatzkostenverfahren jeweils die unmittelbaren für den ausgewiesenen Umsatz direkt angefallenen Kosten als Herstellkosten (Material- und Zukaufteilekosten, Produktionspersonalkosten etc.) ausgewiesen werden. Die nicht direkt zuordenbaren Kosten für allgemeine Verwaltung und Vertrieb (Personalkosten, Bürokosten etc.) werden als Position gesondert aufgeführt.
Weiterführende Literatur:
Gagel, Reinhold, Wie man eine Bilanz liest, Verlag: Monsenstein und Vannerdat, Münster 22012, ISBN 978-3-865826633
Wöltje, Jörg (Hrsg.), Bilanzen lesen – verstehen – gestalten, Verlag: Haufe-Lexware, Freiburg 102011, ISBN 978-3-648002926
Neben der ökonomischen Bilanz erheben immer mehr Unternehmen auch ihre immateriellen Werte in einer sogenannten Wissensbilanz.